documenta und bohrende Fragen
Die documenta 14 ist zu mehr als der Hälfte vorbei, schon fast in der Zielgeraden. Anlass, einmal Ildikos Auseinandersetzungen mit vergangenen documentas hier zu veröffentlichen.Mich selbst hat ein Artikel in der HNA vom 11. August hat sehr nachdenklich gemacht und zu folgenden Überlegungen veranlasst.
Wo ist Szymczyk?
„Hallo,
Haben Sie Szymczyk irgendwo gesehen, vielleicht gestern oder in den letzeten
Tagen? Sie kennen Szymczyk nicht? Den documenta-Szymczyk? Na , dann
entschuldigen Sie bitte die Frage.“
Szymczyk ist
abgetaucht und jeder, der sich in Kassel herumtreibt, der documenta wegen,
fragt sich, wo denn der Szymczyk ist. Wo treibt er sich herum? Zur Eröffnung
der d14 war er da, aber das ist lange her. Und dann noch einmal, in der Henschelhalle,
bei einer Performance, Da stand ganz im Hintergrund, am Rande gewissermaßen.
Aber sonst?
Was macht der d
14-Chef? Warum spricht er nicht zu uns Kunstkonsumenten? Warum gibt es keine
Antwort auf unsere bohrende Frage? Wo ist Szymczyk? Man hört, er sei mitten
unter uns gewesen, am Mittwoch, im Kino, habe sich einen Film angesehen. Aber
links und rechts neben ihm seien drei Plätze extra frei gelassen worden. War
auch nicht voll im Kino. Irgend so ein documentafilm. Er soll auch ein Bier
getrunken haben, in einer Künstlerkneipe. Szymczyk und Bier, passt irgendwie
nicht zusammen. Bionade oder stilles Wasser, aber Bier! Ich weiß nicht ob da
nicht jemand den Szymczyk verwechselt hat. Kann man ja, bei so einem stillen
Wegducker. In der Straßenbahn soll er
auch gesehen worden sein. Soll sogar versehentlich eine Journalistin
angerempelt haben. Hat sich entschuldigt, wegen des unbeabsichtigten
Körperkontakts. Man weiß ja inzwischen, dass Szymczyk schüchtern ist. Trotzdem,
dass es so selten in Kassel ist, ist nicht in Ordnung. Vielleicht ist er ja
unsichtbar unter uns, Tarnkappen-Adam oder verkleidet als indigener
Volksstamm-Häuptling. Oder ist Szymczyk möglicherweise verschollen?
Verschwunden im Bermuda-Dreieck?
Aber andererseits
gibt es ja auch Erklärungen der documenta über die Abwesenheit des Chefs. Also
kein Grund, sich Sorgen zu machen. Adam hat ein paar Tage mit der Familie
verbracht. Aber auch da fragt sich natürlich der Kunstfreund, wer denn die
Familie sei, Vater, Mutter, Onkel, Tanten? Und wo denn die Tage verbracht
worden seien? In Polen, in Basel, im Urlaub, in Athen vielleicht. Nein, in
Athen wahrscheinlich nicht. Athen, das ist Arbeit, documenta, die weiß Gott
kein Spaß ist. Bis zum 16. Juli war er oft in Athen, immer auf der Suche nach
den Spielplätzen der d 14, meist incognito, mit Hut und Sonnenbrille, weil es
in Athen sauheiß war. Und danach hat er beim Abbau der documenta geholfen,
selbst Hand angelegt und sortiert und archiviert, alles, was eben so angefallen
ist im griechischen Chaos. Da war viel Betrieb in den letzten zwei Wochen in
Athen. Soll keiner glauben so eine documenta in zwei Städten sei ein
Kinderspiel. Trotzdem, wir in Kassel fragen uns, „Wo ist Szymczyk?" Wir haben
alles Recht der Welt, so zu fragen und wir haben einen sehr berechtigten
Anspruch auf Szymczyk, auf unseren Adam gewissermaßen. Wir möchten, dass Szymczyk
unter uns weilt. Szymczyk zum Anfassen, im Gespräch, in Wort und Bild, vor und
hinter der Weltkunst, Szymczyk in der Karlsaue, bei Leder Meid, inmitten der
unablässigen Besucherströme. Szymczyk mit Angela Merkel und Martin Schulz auf
dem Dach des Fridericianums, einander an den Händen fassend, Rauch verströmend
und Halleluja singend. Was für ein schöner Wunschtraum!
Noch gut dreißig
Tage dauert die documenta und ich bin mir sicher, dass Szymczyk bei uns sein
wird. Leibhaftig. Und oft. Und zu unser aller Wohlgefallen.
Aufgetaucht aus
Athen und wieder in Kassel.
Rüdiger Neukäter
11.8.2017
Ildikos Auseinandersetzungen mit vergangenen documentas:
Hommage documenta A. Bode
1992, Öl auf Leinwand
70 x 60 cm
Hommage documenta Beuys,
1992, Öl auf Leinwand
60 x 50 cm
Hommage documenta Hoet,
1992, Öl auf Hartfaser
100 x 70 cm
CCB dOCUMENTA 13,
2012, Aquarell,
70 x 50 cm
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